WinterMogoPredigt 08.01.2023

WinterMoGoPredigt 08.01.2023



Bibel-Text: Lukas 2, 1-20


Thema: „Jesu Geburt“



1 Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. 2 Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. 3 Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt. 4 Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war, 5 auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. 6 Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. 7 Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge. 8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. 12 Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen. 13 Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: 14 Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. 15 Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. 16 Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. 17 Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. 18 Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. 19 Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. 20 Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.

- Wir haben gerade die bekannteste Geschichte der Welt gehört.

- Zugleich scheint es die zu meist „so nebenbei“ gehörte Geschichte zu sein.

- Man kennt sie zwar, aber sie hat wenig bis gar keine Bedeutung für das eigene Leben.

- Wir haben uns daran gewöhnt, dass sie in den Weihnachtstagen und kurz zuvor, in Radio, im Fernsehen oder einfach auf Weihnachtsfeiern gelesen wird.

- Dabei halten wir selten inne und lauschen der Geschichte, sondern sie läuft genauso mit durch wie „Jingle bells“ oder „Morgen kommt der Weihnachtsmann“.

- Die Geschichte ist die Grundlage von unzähligen Krippenspielen, wie wir sie hier jedes Jahr aufführen. (Vielen Dank an dieser Stelle an alle Spieler, für die viele Zeit, die ihr in das Spiel gesteckt habt!)

- Berichtet wird, wie Jesus, der Sohn von Maria und Josef, geboren wird. Dabei waren die beiden noch nicht verheiratet und angeblich hatten sie auch noch nicht miteinander geschlafen. Das Besondere daran ist, dass Gott ebenfalls der Vater von Jesus ist. Jesus ist also zugleich Menschenkind und Gottes Sohn.

- Der Vater, Josef ist Zimmermann und Jesus hat bei ihm gelernt.

- Mit ca. 30 Jahren steigt er aus dem Beruf aus und zieht durchs Land. Er ist nicht auf der Walz, sondern er folgt seiner Berufung, erfüllt seinen Auftrag. Er predigt zu den Menschen, lebt mit und bei ihnen und tut Wunder.

- Wenn wir uns in diesen Tagen auf Weihnachten vorbereiten, dann feiern wir seine Geburt.

- Eine Geburt ohne Krankenhaus, Hebamme und wohl temperierten Räumen.

- In einem Kaff, in Bethlehem, in einem Stall wird er geboren. Dort war er nicht zu Hause, sondern seine Eltern fanden auf dem Weg zu einer, vom römischen Kaiser Augustus angeordneten Volkszählung, keinen Raum, -nirgendwo.

Ein - etwas mitleidiger Wirt bietet ihnen den Stall an.

- Das ist alles andere als ein optimaler Start in das Leben.

- Wem das heute passiert, kann vor Gericht eine schwere Kindheit in die Waagschale werfen und kommt damit so gut wie ungeschoren davon.

- Und dann kommen noch sehr unterschiedliche Gäste in den Stall. Da waren die Hirten, denen auf dem Feld, bei ihren Herden eine ganze Gruppe Engel erschien und ihnen sagte, dass ihnen heute Nacht, in einem Stall, in Bethlehem der Heiland geboren worden ist.

- Vermutlich nach ein paar Tagen treffen auch noch „drei ganz Gescheite“ im Stall ein.

- Eigentlich war das unter ihrem Niveau, aber auch sie suchten den Heiland und fanden ihn.

- Deshalb feiern wir Weihnachten.

- Es spricht aus meiner Sicht nichts gegen einen guten Braten, gutes Essen, überhaupt nichts gegen unsere herrlichen erzgebirgischen Traditionen, aber wir müssen darauf achten, dass nicht die Nebensachen zur Hauptsache werden.

- Das ist wie auf dem Bau. Die Einfahrt zum Einfamilienhaus sollte gut gemacht, vielleicht sogar gepflastert sein, aber am Ende sollte das Wohnhaus praktisch, gemütlich und wohnlich sein. Auf das Wohnhaus kommt es an.

- Mit meinen nächsten Gedanken fordere ich euch heraus, denn ich behaupte, man kann Weihnachten nicht richtig feiern, wenn man nicht zugleich das andere große Fest im Blick hat, welches meistens sehr viel sparsamer als Weihnachten gefeiert wird. Ich rede von Ostern.

- Nein, auch hier meine ich nicht den Osterhasen, das gute Essen, sondern am Karfreitag, wird man Jesus gefangen nehmen, ihn foltern und letztendlich an ein Kreuz nageln. Er stirbt und damit sterben auch all die Wünsche und Träume derer, die mit ihm die drei Jahre vor seinem Tod durchs Land gezogen sind. Seine Jünger, so nennt man sie, sind am Ende.

- Doch das Ende ist ein Anfang bei Gott. Jesus, der zugleich Sohn des Josef und der Maria war, war auch Gottes Sohn. Das ist nicht leicht zu verstehen. Das haben wir schon bemerkt.

- Ostersonntag ist der Tag an dem wir uns an die Auferstehung von Jesus erinnern. Das was sonst nicht möglich ist, geschieht in einer großen Selbstverständlichkeit. Ein Toter wird wieder lebendig. Warum, wie und wieso?

- Nun, weil er Gottes Sohn war und es dem Plan Gottes entsprach.

- Was für einen Sinn sollte das haben? Ist Gottes Plan nicht etwa schiefgelaufen?

- Ich sage schon mal „Nein“!

- Und, fange mit einen anderen Gedanken an.

- Wie machst du das, wenn du von der Arbeit nach Hause kommst?

- Deine Klamotten sind von der Arbeit dreckig geworden, geht gar nicht anders. Wer körperlich arbeitet, macht sich zumeist schmutzig. Das ist keine Schande, sondern adelt den Arbeiter.

- Du kommst mit diesen Klamotten nach Hause. Ziehst sie aus und legst sie in den Schrank in dem deine Frau die frische gewaschene Kleidung stapelt?

- Ich kenne niemanden der das mehr als einmal gemacht hat, weil die Frau zu Recht anschließend die Bratpfanne schwingt und mit vier Wochen Liebesentzug droht.

- Die schmutzige Wäsche kommt für sich. Die schmutzige und die saubere, frische Wäsche gehören nicht zusammen.

- So wie mit der Wäsche ist es auch im Verhältnis zwischen Mensch und Gott.

- Es gibt keinen Menschen, der sich vor Gott nicht immer wieder schmutzig, sprich schuldig macht. Ich nicht, du nicht!

- Gott aber ist wie die frische saubere Wäsche. Fromme Menschen sagen dazu, dass er heilig ist. Das heißt: er ist ganz besonders. Herausgehoben. Fällt auf, wie ein Motorradfahrer in seiner Kluft in einer sonntäglichen Gemeinschaftsstunde/Gottesdienst.

- Eigentlich passen deshalb Mensch und Gott nicht zusammen. Doch Gott hat, sagen wir einmal, eine riesige Party vorbereitet. Die einen nennen es den Himmel, die anderen das Paradies, die Ewigkeit oder Gottes neue Welt.

- Stell dir das bitte nicht langweilig vor.

- Du kennst das sicher. Es gibt Familienfeiern, zum Beispiel von Tante Ölfriede, da gibt es immer das Gleiche.

- Das gleiche Essen, die gleichen Gäste, die gleichen Gespräche und wenn der Termin ansteht, hast du Null Bock auf diese Fete.

- Dann gibt es andere Feiern. Die möchtest du auf keinen Fall versäumen. Da zieht es dich hin. Du würdest selbst den Urlaub wegen dieser Feier verschieben.

- So ist Gottes neue Welt. Da will man dabei sein.

- Doch du kommst da nur rein, wenn du den kleinen Jesus, der in Bethlehem geboren wurde, kennst UND, wenn du sein Angebot annimmst, dass er dich freisprechen darf und du somit, vor Gott, im rechten Licht stehst.

- Der Tod von Jesus am Kreuz war kein Missgeschick der Geschichte, sondern der Moment in dem du entscheiden musst: Dabei sein oder nicht. Himmel oder Hölle.

- Gottes Plan ist aufgegangen.

- Wie der Himmel ist, habe ich versucht dir deutlich zu machen. Was aber ist die Hölle?

- Sicher nicht der Ort an dem ein Teufel mit drei goldenen Haaren an einem großen Kochtopf sitzt und die armen Seelen garkocht.

- Am 3. Advent in Marienberg Bergparade. Mit einigen Kameradinnen und Kameraden war ich am Sonntag zur Absicherung des Bergaufzugs im Einsatz.

- Wir standen an den Straßen, froren uns den Hintern weg (wir haben es ja sonst mehr mit der Hitze zu tun). Das Mittagessen war bei so manchem ausgefallen und vom Weihnachtsmarkt brachte der Luftzug immer mal eine gewaltige Nase voll Duft von Bratwurst, gebrannten Mandeln, Baumstriezel und Glühwein angeweht.

- Aber, den Posten konnten wir nicht verlassen. Der Appetit wurde immer größer und man konnte es kaum erwarten, dass das Ende kommt und man auf den Weihnachtsmarkt konnte.

- Dieses, zugegeben lapidare Beispiel macht für mich dennoch etwas von der Hölle deutlich. Die Hölle ist: Du willst in den Himmel, in Gottes neue Welt, du bekommst mit, was dort abgeht, aber du kommst nicht weg und das für immer.

- Vielleicht erinnerst du dich noch an ein Wort, das zweimal am Anfang vorkam. Auch im Krippenspiel brauchte es der Erzengel Gabriel kaum über die Lippen in seinem Bemühen den Text in die heutige Sprache zu übersetzen.

- Es klingt in unseren Ohren sonderbar. Meine Oma Ruth, hatte dieses Wort immer auf den Lippen, wenn sie von Jesus sprach. Selten nahm sie seinen Namen in den Mund. Meist redete sie vom Heiland.

- Was meint das gebündelte Volkswissen dazu? Wikipedia schreibt: Heiland bezeichnet im Christentum Jesus Christus als Erlöser der Menschen im Sinne der christlichen Heilslehre; ursprüngliche Wortbedeutung entsprechend – auch allgemein für Erlöser, Erretter und Helfer. Es leitet sich vom Mittelhochdeutschen, Althochdeutschen und Altsächsischen heilant ab.

- Heiland ist kein Familienname wie in der Anwaltsserie in der ARD. Heiland ist vielmehr ein Titel. Einer der heil macht, was kaputt war. Er heilt die Beziehung zwischen Mensch und Gott.

- Den Hirten wird dieser Heiland angekündigt.

- Lukas 2,8 Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. 9 Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. 10 Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; 11 denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

- Und, das ist nichts, was nur den Hirten galt.

- Jesus zu begegnen ist kein Grund sich zu fürchten, sondern sich zu freuen. So wünsche ich uns allen: freudige Tage, an denen die Hauptsache die Hauptsache bleibt und eine Zeit in der die Entscheidung für die Ewigkeit in aller Ruhe getroffen oder neu bekräftigt werden kann.

- Du hast es in der Hand. Du bist herausgefordert eine Entscheidung zu treffen.

- Nochmal, fürchte dich nicht, hab keine Angst.

- Manchmal begegnen mir Menschen die tun so als ob ich sie vor die Entscheidung zwischen Pest und Cholera stellen würde. Du aber hast die Freiheit dich zu entscheiden zwischen Himmel und Hölle, zwischen Hauptsache und Nebensächlichkeiten.

- Sich nicht fürchten ist manchmal leichter gesagt als getan. Wer allein im Dunkeln ist, kann sich manchmal der Furcht nicht erwehren.

- Die letzten Jahre, waren mit von Furcht bestimmten Entscheidungen angehäuft.

- Die derzeitige Überlastungen in Krankenhäusern macht dem medizinischen Personal und den Patienten Angst.

- Die Knappheit von Medikamenten kann einen furchtsam machen, genauso wie die Inflation.

- Nicht zuletzt ist auch der Krieg in der Ukraine etwas, was einen furchtsam sein lassen kann.

- Die Furcht vor der Veränderung des Klimas treibt sonderbare Früchte. Man muss sich nicht aus Furcht auf Straßen kleben oder Kunstwerke zerstören. Lerne einen Beruf und baue Photovotaikanlagen auf, werde Ingenieur und entwickle Techniken, die das Klima verbessern.

- Furcht lähmt. Deshalb ist der Ruf der Engel so wichtig.

- In der Furcht sehen wir nur noch auf unsere Situation und sehen nicht mehr die Situation zum Beispiel der Hirten; der Geflüchteten.

- Die Hirten hätten ihre Lebensumstände damals ganz sicher und sofort mit den unsrigen getauscht. Ihre Lebenssituation war weit weg von den romantischen Vorstellungen vom Hirtenleben.

- Und, was passiert? Sie vertrauen den Engeln, sie vertrauen damit auf Gott und das befreit sie von ihrer Furcht.

- Mehr noch, sie vergessen sogar ihre Pflicht und lassen die Schafe allein, gehen in den Stall, besuchen das Kind, knien vor ihm nieder – nicht weil es so niedlich aussieht, sondern weil sie fest daran glauben, dass vor ihnen der Heiland liegt.

- Sie fürchten weder die Schafsbesitzer, noch König Herodes oder den Kaiser in Rom, auch die Dunkelheit der Nacht hat ihre furchtbare Macht verloren.

- Aus Furcht wird Freude.

- Schaut heute nicht auf eure Lebensumstände, schaut auf das Kind und verliert alle Furcht, weil der Heiland heil macht, was kaputt gegangen ist.

- Er heilt Verletzungen aus kaputten Beziehungen zwischen Mensch und Mensch und zwischen Gott und Mensch.

- Er hat eine neue heile Welt, weil diese letztendlich nicht von der „letzten Generation“ und auch nicht von der allerletzten Generation, noch von der aller, allerletzten Generation zu retten ist.

- Nur was Gott heil macht ist auch Heil, alles andere ist repariert bis es wieder durch Materialermüdung kaputt geht.

- Deshalb, feiern wir heute furchtlos noch einmal Weihnachten, denn dir ist vor 2022 Jahren dein Heiland geboren.  - AMEN!



Roberto Jahn