Mogopredigt Wintertreffen Augustusburg 13.01.2024
Bibel-Text: Jahreslosung: 1. Kor. 16,14
Thema: „Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
– Wann hast du das letzte Mal einen Brief geschrieben?
– Ich meine keine Email, sondern so richtig einen klassischen Brief.
– Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Mag sein, dass dies am Alter liegt, wahrscheinlicher ist es aber, dass es schon zu lange her ist.
– Ein Brief ist etwas Besonderes. Da nimmt sich jemand Zeit, schreibt mit der Hand. Meine Lehrer haben mich in meiner Schulzeit nicht gerade dazu ermuntert einen Brief zu schreiben. Sie fanden mit solch einer Sauklaue sollte man kein Papier beleidigen.
– Es hat sich noch etwas gebessert. Man kann es lesen. Dennoch ist mein letzter klassischer Brief schon Jahre her.
– Für die Predigt in diesem Gottesdienst ist ein Satz aus einem ca. 2000 Jahre alten Brief die Grundlage.
– Der Apostel, das bedeutet der „Gesandte“, also der Apostel Paulus schreibt einen Brief an eine der ersten christlichen Gemeinden, genau gesagt an die Gemeinde in Korinth.
– Korinth liegt im heutigen Griechenland, ca. 70km westlich von Athen.
– Von dort kommen die getrockneten Weintrauben, die eben diesen Namen tragen, die Korinthen.
– Die sind im Vergleich zu Rosinen viel kleiner, aber auch schmackhafter.
– Diese geringe Größe machte die Korinthen sprichwörtlich, nämlich wenn man von einem Korinthenkacker spricht, meint man, dass jemand ausgesprochen kleinlich ist.
– Ich erinnere mich, dass ich das einmal zu meinem Schuldirektor sagte, als der uns verboten hatte, dass wir zu Fasching, während des Unterrichts Pappnasen trugen.
– Das Ende vom Lied war: Ich wurde zu einer Entschuldigung genötigt und verbrachte einen Sommernachmittag mit Unkrautjähten auf dem Schulhof.
– Wenn ich heute so darüber nachdenke, hätte ich mich wohl besser an die Schulbank geklebt.
– Die Korinther hingegen waren gar nicht kleinlich. Sie lebten schließlich in einer der bedeutendsten Hafenstädte der Antike.
– Wie üblich in solchen Städten ist das Leben wild, die Nächte lang, die Sprachen international, die Sitten ebenfalls bunt und nicht selten etwas verkommen.
– Ich will euch nun nicht noch mit den Details langweilen, was Paulus alles an die Korinther schrieb.
– Nur so viel. Es war kein Liebesbrief. Eher ein Lehrbrief, gespickt mit Ermahnungen.
– Es war auch nicht der einzige Brief. Die Post ging wohl ein paar Mal hin und her. Zwei solcher Briefe sind im neuen Testament der Bibel enthalten, weil sie so wichtig für die Gemeinden damals und für die nachfolgenden Generationen von Christen sind.
– Der Anfang von den Schlussbemerkungen ist die Jahreslosung für das Jahr 2024.
– Vielleicht fragst du dich, was denn bitteschön eine Jahreslosung sein soll?
– Wer auf die Jagd geht, denkt bei Losung an einen Haufen Schei… Kacke. Was für ein Schiss muss da eine Jahreslosung sein. Einmal im Jahr den Darm entleeren, man darf gar nicht daran denken.
– Wer älter als 40 Jahre ist, also hier gefühlt alle, bis auf die Frauen, die natürlich alle gerade mal Mitte Zwanzig sind, also wer älter als 40 Jahre ist, erinnert sich noch an die Losungen, die früher in der DDR an Schulen, Rathäusern und Fabriken standen a la: „Von der Sowjetunion lehren, heißt siegen lernen.“ Oder: „Arbeite mit, plane mit, regiere mit!“, außer beim Arbeiten war man dann aber doch nicht gefragt.
– Die Jahreslosung wird tatsächlich ausgelost. Im Lostopf sind lauter Sprüche aus der Bibel. Einer wird gezogen und ist sozusagen das Motto für das Jahr.
– Also, die Jahreslosung für 2024 heißt:
–
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“
– Dieser Satz lässt Spielraum für Interpretationen.
– Darunter könnte man auch verstehen, ich gebe dir eine Ohrfeige und tue es aus Liebe, ich lass dir die Luft aus dem Reifen und tue es aus Liebe. Ich nenne dich einen Blödmann und tue es aus Liebe.
– Ganz sicher meint Paulus keine Rechtfertigung von eigentlich lieblosen Handlungen durch den Nachsatz, „Aber ich tue es doch aus Liebe!“
– Ich habe mir Zuhause die Zeilen vor unserer Jahreslosung angesehen.
– Da geht es darum, dass es der Gemeinde in Jerusalem nicht gut ging. Sie war in Probleme geraten, die sich offensichtlich mit Geld beheben ließen.
– Paulus hatte zuvor schon eine andere Gemeinde in Galatien darum gebeten für die Jerusalemer Gemeinde Geld zu sammeln.
– Nun hat er das auch bei den Korinthern getan. Er selbst will dann das gesammelte Geld mit nach Jerusalem nehmen.
– Für Freunde tun man viel.
– Da versäumt man schon mal eine Familienfeier mit Tante Ölfriede und Onkel Hans, um beim Umzug der Freunde zu helfen.
– Seinem Freund verleiht man sogar seinen fahrbaren Untersatz, was man sonst eigentlich nie tut.
– Da fährt man auch mal mitten in der Nacht zum Flughafen, um seinen Freund abzuholen.
– Sicher fallen euch selbst noch viel mehr solcher Beispiele ein oder ihr könnt gar auf ein paar solcher Dinge und Ereignisse zurückschauen, bei denen ihr bewiesen habt, wie wichtig euch diese Freundschaft ist.
– Doch wie sagt man im Volksmund: „Bei Geld hört die Freundschaft auf!“
– Vielleicht dachten einige Gemeindeglieder in Korinth ganz ähnlich.
– Warum Geld sammeln für eine Gemeinde, die man gar nicht kennt? Noch dazu in einer Hauptstadt und wie jeder weiß, ist dort meist mehr Geld unterwegs als in der Provinz.
– Vielleicht denkst du gerade an heute, hier und jetzt, und denks: Die Kirche hat doch genug Geld, warum wird noch heute in jedem Gottesdienst Geld eingesammelt? Will man immer nur noch reicher werden?
– Man darf die Frage stellen, ob Geld immer und überall richtig eingesetzt wird, aber das Geld benötigt wird, weis am Ende jeder, der ein ganz normales Leben führt.
– Auch Bikerpastoren leben von dem Geld welches gesammelt und gespendet wird. Es gibt bei CMS sonst kaum eine gewerbliche Einnahmequelle. So lebe ich seit nunmehr 20 Jahren von Spenden, auch von euren Spenden. Vielen Dank an dieser Stelle.
– Geld einsammeln empfinden manche als peinlich, andere als lästig.
– Aber auch das Sammeln einer solchen Kollekte ist eine Glaubenssache.
– Ich unterstütze mit meinem Anteil, was es an christlicher Arbeit gibt, zum Beispiel solch einen Motorradfahrergottesdienst.
– Wenn wir dann also eine Kollekte sammeln, dann tu es aus Liebe zu Gott, zu seinem Werk, zu seinen Ideen, wie man Glauben in unserer Welt verbreitet und gelebt werden kann.
– Wir stehen noch ganz am Anfang eines neuen Jahres. Was hast du dir vorgenommen?
– Die meisten guten Vorsätze erleben die zweite Januarwoche nicht.
– Aber egal was du dir vorgenommen hast oder was du dieses Jahr 2024 beabsichtigst zu tun, tu es aus Liebe.
– Kauf dir das Motorrad deiner Träume. Nicht weil es dein Kumpel hat und du gleichziehen willst, sondern weil du dir etwas Gutes tun willst. Tu es aus Liebe zu dir selbst.
– Geh nicht vorüber, wenn dir jemand bettelnd die Hand hinhält. Gib etwas ab, aber nicht, weil du dich moralisch dazu verpflichtet fühlst, sondern weil du dem anderen, deinem Nächsten im Namen Gottes etwas Gutes tun willst.
– Wenn dich jemand fragt, ob du ihm helfen kannst, dann hilf ihm, aber nicht mit den Gedanken daran, dass auch du seine Hilfe einmal brauchen könntest. Tue es, weil Gott dir Kraft und Zeit verliehen hat und du aus Liebe zu deinem Nächsten etwas davon abgeben kannst.
– Wenn du das Angebot Gottes hörst, das er es gern hätte, wenn du sein adoptiertes Kind würdest, dann tu es nicht, weil du jemanden damit beeindrucken willst, sondern tu es aus Liebe zu Gott, denn er hat dich zuerst geliebt.
– Paulus hinterfragt mit seiner Aufforderung an die Korinther damals und an uns heute, unsere Motivationen, die hinter den Aktionen stehen, die wir starten.
– Zu Vieles in dieser Welt geschieht aus falschen Motiven heraus.
– Kriege geschehen nicht um jemanden „Heim ins Reich“ zu holen, sondern um die eigene Macht zu festigen, die Macht zu erhalten, um von vielfältigen eigenen Fehlern auf anderen Gebieten abzulenken. Purer Egoismus, den tausende mit den Leben bezahlen müssen.
– Gesetze werden erlassen, um das eigene Klientel zu bevorteilen, immer seltener um etwas Gutes oder gar aus Liebe zu tun.
– Aber es ist leicht auf die Verantwortungsträger in der Politik zu schimpfen, aber es ist schwer auf die eigenen falschen Motive zu schauen und das zu ändern.
– Wirf die falschen Motive über Bord!
– Denk nach, warum du etwas tust! Mach es wie Gott: Tu es aus Liebe. Nicht die nach Cannabis riechende schwülste Liebe der sogenannten Hibbis. Sondern mit einer ehrfürchtigen, auch den Penner schätzenden Liebe. Die motiviert ist aus der Liebe, die Gott dir zuerst entgegengebracht hat.
– Lass einen neuen Leitspruch in deinem Leben geben: „Alles, was ihr tut, geschehe aus Liebe.“
– Die Biker des CMS tragen es auf ihrer Brust und auf ihren Rücken. Matthäus einer der vier Evangelisten, einer der vier Biografen von Jesus hat die Worte von Jesus festgehalten. Du findest sie bei Matthäus im 22. Kapitel, in den Versen37-39:
37 Jesus antwortete ihm (einen Religionslehrer, der ihm nach dem wichtigsten Gebot befragte): »›Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Hingabe und mit deinem ganzen Verstand. ‹ 38 Das ist das erste und wichtigste Gebot. 39 Ebenso wichtig ist aber ein zweites: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.
Oder die kurze Variante des Paulus: „Alles, was ihr tut, geschehe aus Liebe.“
– Gleich spreche ich „Amen“. Dieses Amen bedeutet: Ja, so ist es! Oder: Ja, so sehe ich das jetzt auch.
– Es ist üblich, dass ich „Amen“ sage und die Gemeinde, also heute ihr, antwortet ebenfalls mit „Amen“.
– Doch heute solltest du es nur sprechen, wenn du es auch so meinst, alle anderen Motive a la: weil es alle so machen, weil man es halt immer schon so machte, weil ich nicht auffallen will oder… vergiss sie. Antworte dann mit Amen, wenn du sagen kannst: „Ja, so soll es sein!“
Deshalb nun:
– AMEN!
(Roberto Jahn)